Satopy, Pfarrkirche
PL 11-218 Satopy/Santoppen
PL 11-218 Satopy
Poland
Pfarr-/Filialkirche

Santoppen/Satopy, kath. Pfarkirche St. Jodokus

PL 11-218 Satopy/Santoppen
Ermland, Kreis Rösel

Bereits 1337 dotiert, kurz danach Baubeginn; sorgfältig gearbeiter Ziegelbau auf Feldsteinfundament

Das Patrozinium geht "wohl auf den Einfluss des Dt. Ordens zurück, der zu Beginn des 14. Jh. im ermländischen Domkapitel zahlenmäßig stark vertreten war." (H. Poschmann S. 25f). "Der 1337 gegründete Ort wurde 1343 von Bischof Hermann von Prag dem Domkapitel in Frauenburg übereignet, um aus den Einnahmen den Bau und den Unterhalt des Frauenburger Doms zu finanzieren. Seitdem waren die hiesigen Pfarrer traditionell Mitglieder des Domkapitels..." (ostpreussen-net)

Der spätgotische Flügelaltar
Der Altar gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kunstwerken im Ermland (nach Vorlagen von Schongauer und dem Meister von Zwolle, so Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler West- und Ostpreusen, Dt. Kunstverlag 1993). Je zwei der für unseren Themenbereich ikonographisch bedeutsamen Jodokus-Bilder finden sich auf den beiden seitlichen Flügeln (107x220 cm). Als man 1765 den Altar durch den heutigen Barockaltar ersetzte, hängte man die Bilder an die Seitenwand des Schiffes, wodurch die vier Jodokusbilder auf der Rückseite durch Feuchtigkeit stark geschädigt wurden. 1936 kam der Altar als besondere Kostbarkeit ins ermländische Museum des renovierten Schlosses Lidzbark-Warminski/Heilsberg. Derzeit sind die Bilder im Museum für Ermland und Masuren "Muzeum Warmii i Mazur" in Olsztyn/Allenstein zur neuerlichen Restauration.

Die s/w-Aufnahmen in der kleinen Galerie auf der Homepage des Museums lassen noch das Werk erahnen, aber sie zeigen auch die fast unrettbar geschädigten Bilder neben früheren Aufnahme (in noch besserem Zustand). Sie zeigen den Altar, wie er den Namenspatron der Kirche präsentiert: Maria in der Mitte des Schreins, assistiert von Jodokus und Katharina; und seitlich die beiden Jodokus-Flügel. Erst durch den unten aufgeführten Artikel von Hans Poschmann wissen wir, dass es sich bei der "bischöflichen" Figur im Mittelschrein um Jodokus handelt, dargestellt als Abt mit Mitra und Stab. Die großen Schäden springen ins Auge. Was auf den Bildern nicht mehr da ist, kann auch nicht mehr gerettet werden.

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Gilt als "ein Meisterwerk wie aus einem Guss geschaffen; es ist, als wenn sich der architektonische Verstand und der innewohnende Formsinn der namenlosen Baumeister in einem Urbeispiel kristallisiert habe". Carl von Lorck (1982)

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Im Mittelschrein: Maria, assistiert von Jodokus und Katharina
linker Flügel:
Jodokus vor seiner Klause
Jodok speist die Armen
rechter Flügel:
Das Quellenwunder
Heilung des blinden Mädchens

Der Jodokusaltar hat die Wirren der Reformationszeit und die Schwedenkriege überstanden, ist aber dann Opfer einer Geschmacksänderung geworden. Ein anschauliches Zitat dazu hat Poschmann bei Eugen Brachvogel ("600 Jahre Santoppen", 1937) gefunden, der die Begeisterung der Santoppener für ihren neuen Altar beschreibt: "Da bestellten sie denn bei den Rößeler Meistern einen neuen Hochaltar. Der musste im Altargemälde den alten heiligen Kirchenpatron verherrlichen, aber auf die Statuen und Figürchen kam es an. Da sollte der hl. Ordensstifter Ignatius hinauf, der geistige Vater der Jesuitenpatres, die man so gern im Kloster in Rößl besucht hatte, und der hl. Franziskus, so schön, wie er im alten Franziskanerkloster Springborn zu sehen war, aber vor allem viele liebe Engel."

Auf Drängen der Bischöfe Grabowski und Krasicki wurden die Altarbilder wenigstens an der Seitenwand der Kirche aufgehängt, litten aber erheblich unter der Feuchtigkeit. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden sie mehrfach restauriert. Seit die ausführende Restauratorin gestorben ist, sind auch die Hoffnungen für die besonders geschädigten Jodokus-Bilder geschwunden.

Nach Hans Poschmann beschreibt das gegenwärtige barocke Altarbild "die Apotheose des hl. Jodokus. Engel geleiten den Asketen im Mönchsgewand in den Himmel. Nur im Hintergrund ist sein Lebensraum zu erkennen. Die lateinische Inschrift hebt den Verzichte auf die Herrschwerwürde und das Leben in Armut und Niedrigkeit hervor:

Quia spretis divitiis
et culmine paterni regni
contempto, pauper et ab-
iectus esse elegisti in do-
mo Dei, magis quam
habitare in tabernaculis
peccatorum, immortalem
in coelis recipies coronam
et cultu perpetuo celeb-
rabis in terra.

dt.: Da du Reichtümer gering geachtet und auf die Hoheit des väterlichen Throns verzichtet hast, arm und niedrig zu sein im Haus des Herrn dem Leben in den Wohnungen der Sünder vorgezogen hast, wirst du die unsterblicher Krone im Himmel empfangen und fortdauernd auf Erden verehrt werden."

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1698 wird ein Reliquiar in Kreuzgestalt erwähnt mit dem Bild des hl. Jodok.

Wir danken Dr. Karl Masch, der uns seine Fotos (aus dem Jahr 2000) zur Verfügung gestellt hat.
Die neuesten Informationen verdanken wir einem Artikel von Hans Poschmann: "IN LEIDEN FRO", Der Jodokusaltar von Santoppen, in: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Bd 54, Münster 2010 (Sonderdruck in unserem Archiv).

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