1. Trinken aus dem heiligen Kelch
Aus angeblich jenem Kelch, der beim Wunder der segnenden Hand im Spiel war, wurde in früheren Jahrhunderten den Pilgern bei der Kommunion ein Schluck (vom konsekrierten) Wein, der "Jodoks-Trunk" gereicht.
2. Berühren des Schreins mit einem Brotlaib
Bis heute bringen die Menschen während der Pfingstwoche einen Wecken Brot, eine Art Lebkuchen - ein "pain d'épice" mit, mit dem sie den Schrein berühren und dann als Segensquelle mit nach Hause nehmen.
3. Durchschlüpfen unter dem Schrein
Das ist eine uralte Sitte christlicher Reliquienverehrung. Der Verehrende möchte sich und sein ganzes Leben unter den Schutz und Segen des Heiligen stellen.
4. Wasser von der Quelle
Wenn man nach der Abendmesse am Pfingstdonnerstag den Schrein zur Quelle begleitet, dann haben viele der Teilnehmer ihre Wasserflaschen und Kanister dabei für das Wasser, dem man seit jeher heilende Kraft gegen Augenleiden zuschreibt. Dieser Brauch wird in St. Josse zwar mit einem alten lokalen Wunder erklärt, ist aber in Wirklichkeit eine uralte Sitte christlicher Reliquienverehrung. Der Verehrende möchte in das Kraftfeld des Heiligen eintauchen. Und das tut er in dem Augenblick, in dem er den Schrein, das Medaillon küsst, bzw. unter den Reliquien hindurchschlüpft. Auch das Brot, mit dem man den Schrein berührt, soll etwas von der Kraft des Heiligen ins alltägliche Leben mit hineinnehmen.
Was wir an Brauchtum über St. Josse-sur-Mer hinaus noch gefunden haben, ist am Beginn des Kapitels schon angeklungen. Ein weiteres Beispiel finden Sie im Folgenden bei Landshut:
Ein Landshuter Kalender von 1491 berichtet von der "Translatio" am 15. Oktober.
Die Begeisterung, um den 13. Dezember (so kurz vor Weihnachten) den Pfarrpatron zu feiern, war immer etwas verhalten, galt es doch eigentlich für Pfarrer und Chor, schon die Weihnachtstage vorzubereiten. Deshalb hat die Gemeinde ein anderes Datum aufgegriffen: In unserem Kalender von 1491 (!) finden wir den Eintrag, dass am 15. Oktober die Reliquie Jodoks in die neue Pfarrkirche übertragen worden sei. Das war der Pfarrei Grund genug, Mitte Oktober Kirchweih und Patrozinium, also Geburtstag und Namenstag gemeinsam zu feiern, zumal auch in anderen Kirchen die "Translatio" festlicher begangen wird als der Gedenktag selber.
In den letzten Jahrzehnten ist es in der Pfarrei fester Brauch geworden, zum Ausklang des Sonntags noch die Jodoks-Vesper zu singen und sich anschließend zu einem geselligen Jodokstrunk zusammenzusetzen, in Erinnerung daran, dass Jodok ja auch der Patron der Winzer ist. "Bei der Vesper wird anlässlich der "Translatio" mit dem Reliquiar eine kleine Prozession in der Kirche gehalten."
Mitzudenken ist hier auch alles, was sich in Jodoksgemeinden und -Bruderschaften im Laufe der Zeit eingespielt und in festen Bräuchen seinen Ausdruck gefunden hat. Besonderres Gewicht haben die herbstlichen Pilgertage, die sich aus den verschiedenssten Eifel-Orten nach Langenfeld und zur J-Kapelle im Nitztal auf den Weg machen.
Gerade der bäuerlichen Bevölkerung war Jodok kein fremder Heiliger. Die Bauern haben in früherer Zeit aus dem Wetter des 13. Dezember eine Wetterprognose für den Verlauf des Winters abgeleitet. In einem "bairischen Hauskalender" heißt es:
Bläst Jodocus weiße Wolken in die Höh',
sind's Winterblüten zu viel Schnee!
Kommt Jodocus in heller Gestalt,
macht er uns die Weihnacht kalt.
In verschiedenen Quellen entdecken wir, wie lebendig einmal die religiöse Praxis an verschiedenen Jodokus-Orten gewesen ist.
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